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    © 2020 Dr. Graumann-Brunt

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4. Der Weitwurf








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4. Der Weitwurf

Der Sommer brachte mir als Schulkind nicht nur das freudig begrüßte Hitzefrei, sondern auch die Fron der leichtathletischen Betätigung. Sie sehen, ich war kein Freund der Bundesjugendspiele. Da lauerten verschiedene Ärgernisse, die mein Selbstwertgefühl empfindlich beeinträchtigten.

Eines davon war der Weitwurf mit dem Schlagball. Ich kann mich noch gut erinnern, wie bei der Schulkameradin, die später Sport studieren sollte, gerufen wurde: 32m und bei mir 11m. Welche Erniedrigung! Ich war also eine schlechte Werferin, das blieb als persönliche Eigenschaft haften. Hätte ich meinen Lebensunterhalt später mit dem Bumerang erwerben müssen, hätte ich existentielle Probleme gehabt, so aber blieb nur die Erinnerung an traurige Erlebnisse.

Viele Jahre später, als ich mit der Arbeit an den Resten frühkindlicher Reflexe in Berührung kam, kam mir das wieder in den Sinn. Ich ging der Sache nach und stellte fest, dass ich einen ziemlich ausgeprägten Klammergriff hatte, vor allem in stressbelasteten Situationen: Meine Daumen lagen innen und alle Finger waren gebeugt; die Füße beteiligten sich auch an dieser Beugung, jedenfalls so weit es ihnen in den Schuhen möglich war. Die klassischen Begleiterscheinungen wie eine unsaubere Schrift oder Ungeschicklichkeit in der Feinmotorik hatte ich nicht. Ich war, was das anging, gut gefördert worden, allerdings habe ich nie freiwillig etwas gemalt. Auch Haare spielten in meinem Leben nicht die Rolle, wie sie sie in dem Symptomkomplex normalerweise einnehmen (Klammern des Säuglings an den Haaren der Mutter in der Frühzeit der Menschen).

      Abbildung zum Text Weitwurf

Durch diese mir neuen Erkenntnisse war ich ganz plötzlich entlastet, was mein Versagen im Weitwurf anging. Ich hielt den Ball ja viel zu lange unwillkürlich klammernd fest, so dass die Kurve, die er machte, sich bereits wieder dem Boden zuneigte, wenn ich ihn endlich loslassen konnte. Das frühkindliche Klammern ist nicht nur willentlich gar nicht zu beherrschen, sondern es dauert auch eine ganze Weile, bis es aufhört. Es hat eben diese Zwanghaftigkeit in sich, die die frühkindlichen Bewegungen alle haben.

Ich beschloss, in einem Selbstversuch an meinem Klammergriff zu arbeiten, auch, um mit eigenen Augen zu sehen, ob an der Sache was Wahres dran war. Ich klammerte also häufig in allen möglichen Situationen, selbstverständlich mit geschlossenen Augen. Und siehe da: Der Klammergriff verschwand und kam seit fast 20 Jahren nicht wieder. Eines Tages fand ich einen Tannenzapfen im Garten und warf ihn. Ich hatte meine Kompetenzen im Werfen noch nicht korrigiert. Nur mit Glück flog das Wurfgeschoß an der Scheibe eines entfernten nachbarlichen Hauses vorbei.

Allerdings kann ich meine miserablen Noten im Weitwurf jetzt nicht mehr verbessern, aber mein Selbstbild ist immerhin wieder hergestellt. Ab und zu kommt mir sogar der Gedanke, freiwillig einen Stift in die Hand zu nehmen. Außerdem kann ich diese recht einfachen Übungen (Klammern mit geschlossenen Augen mit beiden Händen, möglichst auch den Füßen, Daumen innenliegend) jedem, der zu unserer Gemeinschaft der frühkindlich Klammernden gehört, guten Gewissens empfehlen.

© Dr. Sigrid Graumann-Brunt 2020