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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
7. Das Zeigen mit dem Zeigefinger
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© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Früher wurde angenommen, dass über den ausgestreckten Finger Kraft
übertragen werden würde,
(so wie es Michelangelo in seinem Werk Die Erschaffung Adams verbildlicht hat).
Heute gilt das Zeigen mit dem Zeigefinger auf Personen, aber auch auf Gegenstände als
unfein und wird Kindern deshalb abgewöhnt. Allerdings gibt es auch Situationen, in
denen der ausgestreckte Zeigefinger durchaus gebräuchlich ist, wie bei dem Sich-Melden
mit ausgestrecktem und erhobenem Zeigefinger in einer Gruppe. Der erhobene und
ausgestreckte Zeigefinger in Drohgebärden (du, du du!) ist ebenfalls weithin bekannt.
Über seine Bedeutung bei der Führung des Blicks in eine Richtung wird weniger gesprochen.
Einem ausgestreckten Arm mit gestrecktem Zeigefinger folgt man nämlich automatisch mit
einer Kopfdrehung und dem Blick entlang dem ausgestreckten Arm (gilt für beide Arme und
Hände). Streckt man beide Arme/Zeigefinger zur selben Zeit (mit einem Winkel weniger als
180 Grad) aus, so entsteht ein (instinktives) Hin- und Her in der Blickrichtung.
Beim ATNR (asymmetrisch-tonischen Nackenreflex/Fechterstellung – sie wird bereits im
fetalen Stadium beobachtet) ist die Koordination Arm-Kopf-Blickrichtung ein Teil des
Gesamtmusters.
Das störungsfreie Funktionieren dieser Koordination ist eine wesentliche Voraussetzung
vieler Aktivitäten, vielleicht am deutlichsten beim Schreiben zu erkennen.
Es lohnt sich, dieses Zeigen mit dem ausgestrecktem Arm und Zeigefinger zu üben,
da es
die Konzentration auf die Blickrichtung stärkt und vielleicht auch eine wichtige
Zwischenstufe
zu einem gerichteten Blick darstellt. Dabei kann auf viele Gegenstände gezeigt
werden; es ist auch interessant, wie viele Sekunden eine Richtung ausgehalten
werden kann. Desgleichen ist es zu empfehlen, den Arm und Zeigefinger auszustrecken
und ihm mit geschlossenen Augen zu folgen.
Sind noch Reste des Klammerreflexes (=Greifreflexes) vorhanden, so sollten diese erst
bearbeitet werden, denn wie soll man die Richtung des Zeigefingers exakt erkennen,
wenn sich alle anderen Finger mitstrecken?
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