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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
3. Das Symbolspiel 2. Teil
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Das Symbolspiel 2. Teil
© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Das einfache Symbolspiel:
Die einfache, erste Form des Symbolspiels ist nach Beobachtungen in der Praxis
(Analyse von Fällen mit Schwierigkeiten beim Aufbau des Zahlbegriffs) von
essentieller Bedeutung für die Entwicklung von Abstraktionen
. Das Kind spielt
dabei (siehe Symbolspiel 1.Teil) allein und zirkulär, dh. das Spiel wird in
derselben Form ziemlich oft wiederholt.
Das Kind ahmt dabei den
Bewegungsablauf typischer Alltagshandlungen
nach,
aber ohne sie vor Augen zu haben. Besonders einfache
Beispiele wären Essen,
Trinken, Kämmen, Bürsten, das etwas kompliziertere Rühren in einem Topf,
Hämmern,
Malen, Trompete spielen, Schlafen, Kranksein bis hin zu relativ aufwändigen
Abläufen wie beim Annähen eines Knopfes.
Die Bewegungsmuster sind grundsätzlich so weitgehend wie nur möglich
auf für sie typische Elemente reduziert, alle redundanten Teile werden
weggelassen. Dieser typisierte Bewegungsablauf wird dann gespeichert.
Es ist anzunehmen, dass über das einfache Symbolspiel nicht nur die
Abstraktionen gebildet werden, sondern auch die Sprachentwicklung
damit in Zusammenhang steht. Verben werden so
generiert; mit ihnen
steht wiederum die Satzbildung
in enger Verbindung.
Diese Spielform wird keineswegs bewusst gewählt; wir müssen deshalb
davon ausgehen, dass sie natürlicher Art ist.
Wahrscheinlich erinnert
sich deshalb kaum jemand daran, selbst so gespielt zu haben.
Ohne dass eine Beobachtung der
Bewegungsabläufe vorausgegangen ist,
kann dieses Spiel nicht gespielt werden. Diese Beobachtung bedarf
aber wiederum der Erfüllung bestimmter Bedingungen: Der Blick muss
fixieren können, er muss dazu in der Lage sein, den Abläufen schnell
genug zu folgen und Veränderungen der Distanzen dürfen den Blick nicht
stören. Die beobachteten Abläufe werden vermutlich in Form einer Prägung
gespeichert.
Die der Beobachtung über Nachahmung folgende mehrfache Wiederholung
der Bewegungsabläufe festigt deren Muster plausibler Weise auch im
motorischen Bereich der zentralen Repräsentation. Das Entstehen von
Verbindungen zwischen den zunächst an anderen Personen visuell
erfassten Mustern, den dann selbst nachahmend motorisch erzeugten
Konzepten sowie den sprachlichen Mustern (Verben) liegt nahe.
Die Hände spielen bei diesem Spiel eine besondere Rolle, da sie
an fast allen Bewegungen beteiligt sind und zwar mit differenzierten
und untereinander sehr verschiedenen Bewegungsanteilen.
Nicht alle Kinder haben diese Spielart ausreichend durchgeführt,
man kann sie aber glücklicherweise nachüben, muss dabei aber
beachten, dass die Anzahl der Wiederholungen ausreichen muss und
dass das Kind den Ablauf seinem Gedächtnis entnimmt.
Mehr dazu steht im Heft
8. Das Kinderspiel und Aspekte der neurophysiologischen Entwicklung;
weitere Literatur auf Nachfrage (per e-Mail).
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