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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
24. Sprachentwicklung: Ist Artikulation speziell?
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© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Die Artikulation/Aussprache einer Person ist ein sogenannter Schlüsselreiz.
Deshalb wird bei Kindern, die nicht normgerecht
sprechen, oft davon ausgegangen, sie würden in jeder Hinsicht sprachlich nicht
kompetent sein. Das kann zu Fehlurteilen führen, die auch in der
Bewertung mündlicher Schulleistungen oft eine unvorteilhafte Rolle spielen
– das auf der Basis unzutreffender Vorurteile.
In recht umfangreichen Untersuchungen bei Vorschulkindern stellte sich nämlich
heraus, dass folgende Zusammenhänge so gering waren, dass man davon ausgehen
kann, dass Artikulation tatsächlich speziell ist.
Wortschatz (Eigenschaftswörter, Verben), Morphologie (hier die Steigerungsformen)
und Aufgabenverständnis wiesen so gut wie gar keinen
(statistisch relevanten
= signifikanten) Zusammenhang zum Stand der Artikulation auf.
(Ausnahmen bildeten nur die Wörter kurz und schmutzig,
eckig geringfügig.)
Überlegt man, dass Artikulation besonders viel mit Motorik zu tun hat, wird dieses
Ergebnis plausibel.
Informationen aus: Ausgewählte Probleme bei der Konstruktion eines Prüfverfahrens
der Diagnostik sprachbehinderter oder von Sprachbehinderung bedrohter vier- bis
sechsjähriger Kinder zur Erfassung deren Lautbestandes am Beispiel des Hamburger
Lautprüfverfahrens (HLPV)/Graumann-Brunt und aus dem Prüfverfahren HSVS
(Sprachheilbilderbuch)/Graumann-Brunt
Korrelative Zusammenhänge zwischen den Items des HSVS (Sprachheilbilderbuch)
FLG bezeichen die faktoren-analytisch ermittelten Fehlerlautgruppen aus der
Überprüfung der Artikulation (DK= Doppelkonsonanten).
WSA=Wortschatz Adjektive
WSV=Wortschatz Verben
MO= Morphologie
PA=Aufgabenverständnis
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