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    © 2015 Dr. Graumann-Brunt

Eingangstür geschlossen Dr. Sigrid Graumann-Brunt


23. Spielunterbrechung bei jungen Kindern






Eingangstür geöffnet

© Dr.Sigrid Graumann-Brunt

      Bild Spielunterbrechung

Es ist eine Situation, die jeder kennt, der mit kleinen Kindern zu tun hat: Muss das Spiel unterbrochen werden, so fangen die Kleinen an zu schreien und zu weinen, sie schmeißen sich auf den Boden, sind nicht davon abzuhalten, weiterzuspielen. Erklärungen sind sie nicht zugänglich.

Das liegt an der einfachen Tatsache, dass sehr junge Kinder den Ablauf einer (Spiel-) Handlung nicht unterbrechen können; ebenso wenig ist es ihnen möglich, Spielregeln mitten im Spiel zu ändern, auch dann nicht, wenn sie das Anliegen durchaus verstehen. Es ist deshalb weder eine Charaktereigenschaft noch böser Wille, wenn junge Kinder schreiend versuchen, schnell noch eine Handlung abzuschließen, sondern sie folgen der „Natur ihres Reifungsstandes“, sie können einfach nicht anders. Der Ablauf der Handlung muss „durchgezogen“ werden, sie haben noch keine Macht über ihn, wenn er einmal begonnen hat.

Dass im Alltag aufgrund von Terminen nicht immer darauf Rücksicht genommen werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Manchmal hilft es, das Spielzeug aus dem Blickfeld zu entfernen, bei einigem Glück entsteht dann der Effekt „aus den Augen, aus dem Sinn“. Allerdings wird mit dem Fortgang der kindlichen Entwicklung diese Maßnahme wirkungslos.

Erst mit zunehmender Reife gelingt es Kindern, Teile einer aktuellen Aktion für einen Augenblick „wegzustellen“, etwas einzuschieben und dann wieder „Abgelegtes“ aufzugreifen. Dann können sie auch die Abänderung von Spielregeln während der Spielhandlung tolerieren.

Deshalb ist es auch ein wichtiger diagnostischer Hinweis auf eine Reifungsverzögerung, wenn ein älteres Kind es nicht schafft, z.B. die Änderung einer Spielregel zu akzeptieren oder die Weiterführung eines Spieles auf später zu vertagen. Andererseits ist es auch ein Hinweis auf eine Weiterentwicklung, wenn eines Tages das Kind Unterbrechungen ohne Tränen hinnehmen kann.

Warum ist das so? Es ist wenig dazu zu finden, aber neben der Tatsache, dass im frühen Lebensalter zwanghaftes Verhalten allgegenwärtig ist (keine Änderung der Spielregeln möglich), kann es auch sein, dass die noch fehlende Gedächtnisleistung mitwirkt; das Zeitgefühl ist noch nicht ausgeprägt und nur das „Hier und Jetzt“ zählt. Das Kind weiß noch nicht, dass das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden kann.

Die Information entstammt Rosenzweig et al. 1999; siehe auch das Heft 8 zum Kinderspiel