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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
20. Sitzordnungen in der Grundschule
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© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Wegen der Gruppenarbeit sitzen die Kinder heutzutage in der Schule oft an sogenannten
Sechser-Tischen oder auch an Tischen, die im Raum in einer U-Form angeordnet
sind.
Das führt zu mehreren Schwierigkeiten. Einmal müssen manche Kinder ständig
den Kopf verdrehen, um an die Tafel oder zum/r Lehrer/in hinblicken zu können.
Abgesehen davon, dass diese Bewegungen die Kinder bei der Arbeit stören, sind sie
gesundheitlich nicht zuträglich, da der Kopf ständig nach einer Seite verdreht
wird. Die Halswirbelsäule wird überbeansprucht; umso mehr, als die Bewegung
gleichförmig wiederholt wird und das über einen längeren Zeitraum. Besonders
trifft es Kinder, die mit einer Haltungsasymmetrie (z.B. KISS) belastet sind, da dann
bestimmte Kopfbewegungen schmerzen. Es ist ihnen erschwert, der Lehrerin ins Gesicht
zu sehen (Folge: schlechteres Verstehen).
Ein ständiges Ändern der Sitzordnung, wie es in manchen Klassen praktiziert
wird, hilft auch nicht in jedem Fall weiter. Viele Kinder sind noch sehr
reizoffen
und
müssen sich an einem neuen Platz erst einmal wieder an die Nachbarn und die
veränderte Umgebung gewöhnen, was sehr zeit- und energieaufwändig ist.
Die Sitzordnungen früherer Zeiten gelten als alter Zopf, als
undemokratisch, als unsozial. Aber sie hatten nicht nur Nachteile. Sie brachten ein
eingegrenztes Sichtfeld mit einer Beschränkung der Menge visueller Elemente
mit sich. Das half bei der Konzentration auf eine Sache. Sie schränkten auch
die Menge anderer Sinnesreize ein (diese führen ansonsten schnell zu einer
sensorischen Überlastung).
Früher war es ein Glück, wenn man nur den Rücken mancher
Klassenkameraden sah und nicht jedem ins Gesicht blicken musste, der Gesichter
zog, schwätzte, einen auslachte oder mit drohenden Gebärden auf noch ausstehende Klärungen in der nächsten Pause verwies.
Die Kinder berichten häufig, dass sie sich durch den anderen
Sitznachbarn gestört fühlen; einen scheinen sie gut tolerieren zu können,
aber nicht zwei.
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