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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
36. Interferenz und Rechtschreibungsprobleme 1.Teil
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© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Was ist Interferenz?
Den Begriff der Interferenz kennen wir aus der Physik. Er beschreibt einen Prozess,
in dem sich Auswirkungen aus zwei verschiedenen Quellen vermischen und gegenseitig
behindern. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Wellenmuster, das sich ergibt, wenn
zwei Steine (gleichzeitig und benachbart) ins Wasser geworfen werden. Strukturen der
Interferenz finden wir jedoch vielerorts.
Gibt es Interferenz beim Lernen?
Auf jeden Fall treten Interferenzerscheinungen auch beim Lernen auf.
Ähnliche Inhalte, die gelernt werden müssen, werden sehr gerne vermischt,
derartige Schwierigkeiten kennt jeder.
Gibt es interferierende Erscheinungen in der Rechtschreibung?
Ja, sehr viele, sie sind schädlich. Kinder, die bevorzugt (noch) den auditiven
Speicher verwenden, sind besonders gefährdet. Wer sich an graphomotorische
Gestalten hält, ist im Vorteil (siehe hierzu den visuell-räumlichen
Skizzenblock=eine Gedächtnisstrategie).
Warum ist das so?
Die Gestaltung gesprochener Wörter hängt sehr von der Lautumgebung ab,
deshalb wird ein Wort nie gleich ausgesprochen, auch wenn die Unterschiede minimal
sind. Transkribiert man die Wörter in verschiedenen Zusammenhängen
(siehe Blatt 21), so entstehen mit der Zeit für ein Wort mehrere konkurrierende
Konzepte im Gedächtnis; diese Konzepte sind sich sehr ähnlich. Es entsteht
Interferenz. Am Schluss verschmelzen die Muster zu einem Mischbild.
In anderen Zusammenhängen, z.B. bei Farben, können Mischungen durchaus
erwünscht sein (grün, orange), bei verschriftlichten Wortkonzepten
sind sie kontraproduktiv; konventionelle Muster können so nicht entstehen.
Die ständigen Irritationen können ein gestörtes Verhältnis
zur Schriftsprache erzeugen mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft.
Können solche Muster wieder aufgelöst werden?
Ja, aber es bedarf sehr vieler Arbeit. Interferierende Muster gelten als schwer reversibel.
Wichtig: Schriftsprache ist nur ein Mittel, mit dem wichtigere Zwecke
realisiert werden können, man sollte bei deren Erwerb unnötige Hürden
vermeiden.
Sprechen Sie das Wort mit der jeweiligen Betonung aus
(rot),
schreiben Sie es
in der jeweiligen Schreibweise auf und versuchen Sie dann das Wort
aus dem Kopf richtig zu schreiben.
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