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    © 2015 Dr. Graumann-Brunt

Eingangstür geschlossen Dr. Sigrid Graumann-Brunt

16. Konzentrationsstörungen und nicht ausreichend integrierte frühkindliche Reflexreaktionen (MORO-Reflex)

Eingangstür geöffnet


© Dr.Sigrid Graumann-Brunt

Was wird unter Konzentration verstanden? Sie wird als Ausrichtung der Wahrnehmung und des Denkens, aber auch der Motorik auf ein „Zentrum“ verstanden (andere Anliegen treten zurück). Dieses Zentrum kann sehr verschieden sein, neben Unterrichtsgegenständen kann es sich auch um ein Spiel, eine Arbeit, die Analyse eines Problems, ein Gespräch und vieles andere handeln. Der Geist „schweift“ in der Zeit der Konzentration nicht umher, eine momentane „Einengung“ der Gedankenwelt wird in Kauf genommen. Konzentration ist bei verarbeitenden (z.B. Lernen), wie auch bei produktiven Prozessen (z.B. Arbeit) vonnöten. Eines ihrer Kennzeichen ist eine geistige Anspannung für den Zeitraum.

      Abbildung zum Thema Konzentration

Wovon ist die Konzentration abhängig? Von vielen Faktoren: Neue Inhalte bereiten mehr Schwierigkeiten als bereits bekannte; bei Inhalten mit einem „Spaßfaktor“ ist meist die Konzentration leichter zu halten als bei trockenen (vgl. hierzu den Bezug des semantischen Gedächtnisses zum episodischen). Inhalte mit einer motorischen Komponente sind einfacher zu handhaben als rein abstrakte. Soziale Faktoren (z.B. Familienstile) spielen eine Rolle. Der Erlebnis- und Erfahrungsstand des Individuums, aus dem ja seine Motivation, sich mit dem Inhalt zu befassen, entspringt, sind in Bezug auf die Konzentration sehr wichtig – bei Unreife entspricht der Stand der Konzentration meist den Anforderungen der Umgebung nicht. Z.B hat für den einen Schüler das Lernen von Schulinhalten noch keinen Bezug zu seiner Wirklichkeit, während sein Banknachbar genau weiß, was er später werden will und deshalb aufpasst.

Inwiefern stören nicht ausreichend integrierte frühkindliche Reflexreaktionen Konzentrationsleistungen? Alle nicht ausreichend integrierten Reflexreaktionen stören die Konzentration, am meisten aber Reste des „MORO-Reflexes“. Auf die erste Form der Reaktion auf Umweltreize – den Rückzug, folgt wenig später eine aktive Reaktion mit einer Aktivierung des sympathischen Teils des vegetativen Nervensystems, das alles in der fetalen Zeit und in den ersten 6 Monaten nach der Geburt. Reste dieser frühen Reaktionsformen sind ausgesprochene „Störer“ der Konzentration, da sie den Spannungsbogen unterbrechen: Es geht auch die Erinnerung an gerade Erarbeitetes verloren, da der augenblickliche minimale Bewusstseinsverlust die Speicherungsvorgänge abreißen lässt, vergleichbar mit einem Computerabsturz (bereits Geschriebenes ist unwiederbringlich weg). Der Blick des Betroffenen fällt auf einen Vorgang oder ein Objekt (auch in übertragenem Sinn) und bleibt dort haften. Eine wesentliche Eigenart der frühen Reaktionsform ist, dass der Betroffene in dieser Reiz-Reaktions-Kette keine willentliche Gewalt über sich selbst hat – er muss dorthin schauen, ob er will oder nicht. Die auf diese Weise zur Unzeit eindringenden frühkindlichen Reaktionsformen unterliegen nicht der Kontrolle des Bewusstseins, in dem Moment, in dem sie eindringen, verdrängen sie bis zu ihrem Abklingen bewusste Prozesse.

Können diese Reste des MORO-Reflexes unterdrückt werden? In der aktuellen Situation vor Ort nicht. Die unreifen funktionalen Muster sollten mit Hilfe von Übungen ausgereift werden – ein Anliegen der neurophysiologischen Entwicklungsförderung und auch einer ganzheitlich orientierten Arbeit an den ursprünglichen Ursachen für die Verzögerungen, dem Abbau der kompensierenden Mechanismen wie auch der Regeneration der oft negativ beeinflussten „ Architektur“ der Persönlichkeit (Selbstzweifel usw.).

Was kann man aktuell tun? Der Spannungsbogen darf nicht zu lang sein (kurze Lerneinheiten – weniger ist mehr). In der aktuellen Situation kann man kurz die Augen schließen (mit Glück löst sich dann die vom Hirnstamm gesteuerte MORO-Fixierung auf). Bei der Arbeit sollten die Betroffenen so sitzen, dass möglichst wenig visuelle Reize ins Blickfeld kommen. Akustische Reize sollte man auch vermindern, eventuell Stöpsel verwenden (auch in der Schule bei schriftlichen Arbeiten) .

Siehe auch das Heft 9 zu den frühkindlichen Reflexen

Den Text zum Thema Konzentrationsstörungen und nicht ausreichend integrierte frühkindliche Reflexreaktionen (MORO-Reflex) als pdf-Dokument und zum Drucken finden Sie hier: Klicken Sie dazu in das Quadrat: