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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
10. Bewusste und nicht bewusste Gedächtnisinhalte
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Bewusste und nicht bewusste Gedächtnisinhalte
© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
Welche Arten des nicht bewussten (=nondeclarativen)
Gedächtnisses/Lernens gibt es?
Es wird zwischen drei Gruppen unterschieden: Es gibt die Fertigkeiten
(=skill), assoziatives Lernen und die
Konditionierungen.
Was Fertigkeiten sind, weiß jeder, assoziatives Lernen ist ene, mene, … zu vervollständigen
und Konditionierungen sind seit dem Pawlowschen Hund allgemein bekannt.
Wenn wir an einer
vollkommen unbelebten Straße nach links/ rechts schauen, ist es auch auf eine
Konditionierung zurückzuführen.
Kann man nicht bewusst erworbene Gedächtnisinhalte
willkürlich hervorholen?
Nein, das kann man nicht. Nicht bewusst Gelerntes kommt von selbst
wieder hervor; meistens ist es nützlich, aber nicht immer.
Diese Gedächtnisarten sind außerdem unflexibel, Konditionierung am meisten
(schwer reversibel).
Unterscheiden sich die nondeclarativen Gedächtnisspeicherungen voneinander?
Auf jeden Fall, denn zum Lernen von Fertigkeiten gehört z.B.
Versuch und Irrtum, beim assoziativen Lernen (Priming/Prägung) spielt die Umgebung eine
große Rolle und Konditionierungen laufen oft unbemerkt ab.
Welche Arten des bewussten (=declarativen, expliziten) Gedächtnisses/Lernens gibt es?
Es gibt das episodische Gedächtnis
(umfasst die ureigensten persönlichen Erinnerungen an gefühlsbetonte Erlebnisse,
[nicht Events]) und das semantische Gedächtnis
(umfasst alles Wissen und alle Kenntnisse, die wir uns erwerben)
Sternschnuppen Franz von Stuck aus Quartett Nr.5143 V. von Jos. Scholz, Mainz
Warum ist das episodische Gedächtnis so wichtig?
Es ist deswegen so wichtig, weil Wissen und Kenntnisse daran befestigt
werden (vielleicht in etwa vergleichbar mit Bienenwaben, die in den Bienenkorb
gehängt werden). Das bedeutet, ohne persönliche Erlebnisse keine
Wissensannahme.
Es gibt einen oft zitierten Fall einer Person, die das persönliche Gedächtnis,
nicht aber ihr Wissen verloren hat. Es fällt ihr sehr schwer, neues Wissen zu
erwerben.
Was ist mit dem Kurz-, Mittel- und Langzeitgedächtnis?
Das sind andere Kategorien. Es sind keine Gedächtnisarten, sondern die
Stadien, in deren Verlauf die Gedächtnisinhalte fixiert werden.
Interessant sind diese Stadien für Maßnahmen, die das bewusste Lernen
verbessern. Sehr wichtig ist, dass man eine ganze Weile (z.B. 1 Stunde) nach dem
Lernen noch bei Bewusstsein sein muss, damit sich die Spuren festigen.
Achtung, Achtung:
Bei vegetativer Instabilität (schwankender Puls und schwankendes Sauerstoffniveau)
muss man mit Verlust der eben mühsam erarbeiteten Gedächtnisinhalte rechnen
(vgl. hierzu die retrograde Amnesie nach Unfällen). In einem solchen Fall ist es wie
bei Mensch ärgere Dich nicht: Zurück ins Häuschen, neu anfangen.
Wann endet die Einordnung declarativer Gedächtnisinhalte?
Eigentlich gar nicht. Es dauert zunächst eine ganze Weile,
bis die Inhalte gänzlich integriert und auch perfekt hervorzuholen sind. Bei
jedem neu hinzukommenden Gedächtnisinhalt muss jedoch die gesamte Struktur erneut
ausgerichtet werden (immer wieder eine kopernikanische Wende = neue Sichtweise der
Dinge).
Mehr dazu steht im Heft 6. Gedächtnis und Reste nicht ausreichend integrierter frühkindlicher Reflexreaktionen, weitere Literatur auf Nachfrage (per e-Mail).
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