Startseite

Die bunte Reihe

Die fliegenden Blätter

Zur Person

Kontakt / Anfahrt

Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Seitenanfang




    © 2015 Dr. Graumann-Brunt

Eingangstür geschlossen Dr. Sigrid Graumann-Brunt


18. Das „neurophysiologische Ballett“, was ist das?



Eingangstür geöffnet

Das „neurophysiologische Ballett“, was ist das?

© Dr.Sigrid Graumann-Brunt

Wer „tanzt“ dieses Ballett? Das tanzen unsere Jüngsten im Mutterleib (=Feten). Dafür ist eine „entspannte“ mütterliche Umgebung nötig, da die Gefahr des „Überhitzens“ besteht (Mutter ist ruhig=das Kind hampelt, Mutter hat Stress=das Kind ist ruhig, antagonistisches Muster!). So weit es ihnen möglich ist, tun sie das auch noch in den ersten 6 Monaten nach der Geburt – dann stört allerdings die Schwerkraft.

      Abbildung Ballett

Hat dieses neurophysiologische Ballett eine Choreografie? Ja, sogar eine recht streng vorgegebene. Es besteht aus einer Abfolge von reflektorischen Bewegungen, denen eine feste Form zugrunde liegt. Bei gesunden Kindern sind sie außerordentlich elegant, flüssig und differenziert. Man weiß jetzt mehr über diese Vorgänge als früher, aber noch nicht genug.

Wie viel Zeit verbringen die Feten mit diesen Bewegungen? Feten sind ca. 8 Stunden am Tage wach und schlafen 16 Stunden. In ihrer wachen Zeit sind sie immens fleißig.

Wie oft führen sie diese Bewegungen aus? Viele der stereotypen Bewegungen werden fünfzig bis hundert Mal/Stunde wiederholt. Ein Beispiel wäre die Beugung und Streckung, wie sie beim tonischen Labyrinthreflex vorwärts/rückwärts auftritt.

Was ist der Zweck dieser Bewegungen? Sie dienen verschiedenen Zwecken: Eines der Anliegen ist die Einstellung unserer Muskelsysteme auf die Kräfte der Erdanziehung - gleichbedeutend mit der Entwicklung des Gleichgewichtsinns (=komplexer, als man denkt); Muskelanspannung und -entspannung wird differenziert (vermutlich über das frühe Saugen). Parasympatische und sympathische Zustände des vegetativen Nervensystems wechseln sich in den Bewegungen ab, besonders deutlich beim tonischen Labyrinthreflex vorwärts und rückwärts. Die Abfolge (Input/Reiz: sensorisch) – (Output: muskulär)  wird in einfachster Form vorbereitet.

Bauen die verschiedenen Bewegungskomplexe aufeinander auf? Ja, sie verändern sich von zunächst gesamtmuskulären, ungerichteten zu immer differenzierteren Bewegungsmustern, bei denen spezifische Muskelfelder aktiv werden, während andere passiv bleiben (Differenzierungsfolge (grob): Gesamtanspannung/ - entspannung → Vorderseite/Rückseite → linke Körperseite/rechte Körperseite → Oberkörper/Unterkörper → Kreuzmuster).
Andere Reaktionen leisten die Vorarbeit für die spätere „Handhabe“ von Gegenständen. Für die selbständige Aufnahme und Verdauung von Nahrung, die Sinnesempfindungen, die Atmung, die Fortbewegung, für alles wird eine Vorarbeit durch Bewegungen im Dunkeln geleistet. Die komplexeste Leistung in späterer Lebenszeit beruht auf der grundlegenden Initiierung, Anbahnung und Erarbeitung von „Servosystemen“ in unserer frühesten Lebenszeit.

Kann diese Arbeit gestört werden? Ja, sie ist sehr störanfällig. Jegliches Problem, Stoffwechselprobleme, Stress der Mutter, Traumen, Asymmetrien, ungenügende Wachstumsvorgänge oder Zusammenfügungen, Enge im Mutterleib und vieles andere (auch genetische Besonderheiten) kann den Arbeitsablauf beeinträchtigen und zu einer Verzögerung in der Reifung führen – ein bei unserer ohnehin sehr frühen Geburt sehr großer Nachteil für das betroffene Individuum.

Was kann man tun? Man kann tatsächlich „nachsitzen“, aber viel Fleiß ist für das Nacharbeiten der Übungen erforderlich. Auch das Abarbeiten der Kompensationen, die sich aufgebaut haben, ist nicht einfach.
Siehe auch Heft 9 zu den frühkindlichen Reflexen

Den Text zum Thema „neurophysiologisches Ballett“ als pdf-Dokument und zum Drucken finden Sie hier: Klicken Sie dazu in das Quadrat: