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Dr. Sigrid Graumann-Brunt
28. Der Erreichbarkeitsgrad von Aufgaben
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© Dr.Sigrid Graumann-Brunt
1971 wurde das damals sehr viel Aufsehen erregende Gutachten des Deutschen Bildungsrates
veröffentlicht. Viele der heute für selbstverständlich gehaltenen
Rehabilitationsmaßnahmen für Kinder wurden daraufhin initiiert. Es war
ein Band, der Diskussionsanreize bieten sollte und das auch tat.
Hier und da finden sich darin auch praktisch verwertbare Hinweise, wie z.B. der
von Heckhausen genannte Schwierigkeitsgrad von Aufgaben aus Gebieten mit einer
komplex-systematischen
Aufbaustruktur, vornehmlich der Mathematik. Damit meint er, dass man in diesem
Fach tunlichst den Anschluss nicht verlieren sollte, sonst geht es einem wie
Hänsel und Gretel im Wald.
Für Schüler, die den Anschluss an die Sachbereichsentfaltung des Unterrichts
verlieren, wird der Stoff zu schwierig. Das Nicht-zu-Bewältigende gewinnt einen
negativen Anreizwert. So erhält ein nicht unbeträchtlicher Anteil der
deutschen Schülerschaft einen Mathematikschock. (S. 206)
Wie wahr, damals wie heute.
Dabei spielt der Erreichbarkeitsgrad von Aufgaben eine besondere
Rolle, gleichbedeutend mit dem Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgabe für
das Individuum.
Ein mittlerer Schwierigkeitsgrad hat den höchsten Motovierungswert, regt
die Leistungsmotivation am stärksten an. Ist die Aufgabe zu leicht, ist sie
uninteressant, ist sie zu schwer, wird das Misslingen, die negative Einstellung
gegenüber den Inhalten verstärkt.
Auch das ist wahr, damals wie heute.
Daraus folgt, dass individuelle Leistungsfaktoren berücksichtigt werden müssen.
Deshalb ist nicht jedes Lernmaterial zu jeder Zeit für jedes Kind gleich geeignet.
Es muss differenziert werden, nicht nur nach dem Tempo, sondern auch inhaltlich.
Ansonsten tritt das auf, was in der Therapie, gleich welcher Couleur, sehr häufig
beobachtet wird, dass nämlich die Kinder in der dritten Klasse längst den
Anschluss verloren haben, da für sie der Zahlbegriff im ersten Schuljahr nicht
erreichbar war.
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